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Von Null auf Hundert – Videokonferenzen aller Orten. Ob im Business, privat oder für die Schule: Videokonferenzen sind im Trend. Welche Kleinigkeiten machen diese für alle Teilnehmenden angenehm?
Konzentration Am nächsten kommt das virtuelle Meeting einem persönlichen, wenn auch das Live-Video (die Webcam) eingeschaltet ist. Aus eigener Erfahrung kann ich sagen, dass dann meine Konzentration am höchsten ist, schließlich werde ich von den anderen ja beobachtet ;-).
Dabei finde ich es für ein angenehmes Miteinander wichtig, sich mindestens ebenso respektvoll wie im realen Leben den Teilnehmenden gegenüber zu verhalten. Gerade weil diese Art der Kommunikation ungewohnt und eine persönliche Regung sichtbar, aber nicht direkt fühlbar ist.
Persönliche Empfehlungen Aus eigenen Erfahrungen und Beobachtungen habe ich folgende Empfehlungen zusammengestellt, die zu meinem Wohlbefinden während einer Videokonferenz beitragen. Diese Aufzählung erhebt keinen Anspruch auf Vollständigkeit.
Hübsch machen für das virtuelle Meeting: ordentliche Haare, einfarbige Oberteile. Gegen die Jeans im Home-Office ist nichts einzuwenden, gegen die Jogging-Hose für mich schon.
Einen ruhigen Platz für die Videokonferenz suchen, wo niemand durch das Bild läuft.
Alle Hintergrundgeräusche abstellen. Insbesondere bei offenem Mikrofon kann ein laut tönendes Radio, eine polternde Kaffeemaschine oder ähnliches ziemlich stören.
Gerade auf dem Stuhl oder auf dem Sofa sitzen, mit aufmerksamen Blicknach vorn. Dies ergibt eine offenere, freundlicherer Gesprächshaltung als hingelümmelt auf dem Sofa. Schließlich sitzt man sich beim Gespräch auch gegenüber und blickt seinen Gesprächspartner an.
Brillenträger wie ich müssen darauf achten, die Neigung der Webcam so einzustellen bzw. den Platz so zu wählen, dass die Brillengläser nichtspiegeln. Dies wirkt für die anderen Teilnehmenden irritierend.
Ausreden lassen. Dies ist schwieriger als im realen Gespräch einzuhalten, da die Übertragung zeitversetzt ist. Daher lieber eine Sekunde länger mit der Antwort warten.
Trinken, wenn das eigene Mikrofon stumm geschaltet ist. Für die Headset – Träger hört sich das nämlich furchtbar an. Dies gilt selbstverständlich auch für das Husten.
Bloß nicht: Den Kopf in die Hand stützen. Dies sieht im virtuellen Meeting noch mehr wie im realen Gegenüber total gelangweilt für die anderen, vor allem für den Gastgebenden, aus.
Im Interview Auch meine Kollegin Franka Elsbett-Klumpers von EK Training (www.ek-training.de) hat sich auf ihrem Blog dem Thema Videokonferenz gewidmet – und mich im Anschluss an diesen Blogbeitrag zum Experten – Interview eingeladen. Virtuell, versteht sich :-).
Die Videokonferenzen bleiben sicherlich noch einige Zeit im Trend. Ich bin dankbar, dass es diese Technik gibt, sonst wäre noch weniger Sichtkontakt möglich. Trotzdem freue ich mich schon darauf, meine Gesprächspartner wieder persönlich zu treffen.
Erzählen Sie mir gerne Ihre persönlichen Erfahrungen mit Videokonferenzen.
Ausgerufener Katastrophenfall, Schulschließung, Verhaltensmaßregeln, Ausgangsbeschränkung – da reagieren viele mit: Retten und bunkern. Und dann?
Alles da Es ist nicht einfach, eine Ausgangsbeschränkung zu akzeptieren. Ich selbst fühlte mich schon eingeengt, als die ersten Ausreisebeschränkungen ins benachbarte Ausland ausgesprochen wurden. Nicht, dass ich eine Reise geplant hätte – einfach so, vom Gefühl.
Nun sind die Beschränkungen im täglichen Alltag angekommen. Auch wenn dies Verzicht auf Gewohnheiten bedeutet, so ist mir klar: Es ist Frieden, ich muss weder in den Bunker noch außer Landes flüchten. Auch jetzt sind genug Lebensmittel, Hygieneartikel und andere Artikel des täglichen Bedarfs vorhanden. Vielleicht nur die Lieblingsmarke nicht.
Nach der Krise kann ich mich wieder frei bewegen und meine Lieblingsmarken konsumieren.
Reflektion Umso mehr ist jetzt Zeit, sich auf die wesentlichen Werte im Zusammenleben zu besinnen und sein eigenes Verhalten zu reflektieren.
Alle die, die in den so genannten „systemkritischen Berufen“ arbeiten – allen voran in der Grundversorgung mit Lebensmitteln, Wasser, Strom etc. sowie im medizinischen Bereich – zeigen, wie selbstloses Handeln geht. Die eigenen Bedürfnisse werden hintenangestellt – zum Wohl der Gemeinschaft.
Einfachstes Element Das einfachste Element im täglichen Zusammenleben ist ein „Danke“. Wie oft wird das vergessen, weil einzelne, alltägliche Tätigkeiten zur Selbstverständlichkeit geworden sind. Auf der Arbeit, im öffentlichen Leben, in der Familie.
„Danke“ ist das mindeste, was ich an Wertschätzung meinen Mitmenschen entgegenbringen kann. Damit wird klar: Ich habe gesehen und beachtet, was sie getan haben.
Das Nötigste Erledigen Ohne Lebensmitteleinkauf geht es nicht, das ist klar. Allerdings gilt auch an den Regalen im Supermarkt, nicht nur in der Warteschlange: Abstand halten. Kaum stand ich heute am Kühlregal, so drängte sich eine Person an mir vorbei, die schneller fand, was sie suchte. Abstand halten, Rücksicht nehmen. Aktuell ist die Distanzzone auf mindestens 1,5 m ausgeweitet, sonst gilt eine persönliche Distanzzone einer Armlänge, die gewahrt werden will.
Auf keinen Fall muss die Einkaufsmenge so weit erhöht werden, dass ein Vorrat weit über den eigenen Bedarf hinaus geht. Auch andere benötigen noch etwas, Egoismus ist hier fehl am Platz. Es kann nicht sein, dass zum Beispiel die Hilfseinrichtung „Die Tafel“ in Mittelfranken nicht genug Lebensmittel zur Ausgabe bekommt!
Ein Lichtblick ist das solidarische Handeln einiger Mitmenschen. So melden sich jüngere Personen, um die Ausgabe zu übernehmen, um die vielen älteren ehrenamtlichen Helfer/innen zu schützen. Respekt! (Quelle: br.de/nachrichten/bayern/corona-und-die-nuernberger-tafel vom 18.03.2020).
Grundlegendes Verhalten Wenn ich in meinen Kinderkursen frage, wie ich mich bei Husten oder bei Niesen zu verhalten habe, so wissen die Kinder: In die Armbeuge Husten oder Niesen, nie in die Hand, die ich ggf. dem nächsten dann zum Gruß reiche. Den Kindern ist auch klar: Hände waschen vor dem Essen, wenn ich von draußen reinkomme oder anderes erledigt habe. Jetzt so aktuell wie nie! Diese Kleinigkeiten zeigen verantwortungsvolles Handeln – zum Wohle der Gemeinschaft.
Alternative Begrüßung Der Handschlag gilt bei uns als die übliche, respektvolle Begrüßung. Doch aktuell ist dieser, ebenso wie die Akkolade („Küsschen“) und die Umarmung Übertragungsweg Nummer eins. Aus den vielen Alternativen, die es ohne Berührung gibt, gefällt mir das indische „Namaste“, über welches ich in meinem Blogbeitrag „Der Frühling will begrüßt werden“ geschrieben habe. Im informellen Rahmen reicht auch der lange Blickkontakt mit freundlichem Lächeln oder „Hand heben“ zum „Hallo“. Sollte Ihr Gegenüber Ihnen die Hand zum Gruß reichen: Erklären Sie freundlich die Situation und Ihr Handeln. Ich erlebe hier inzwischen verantwortungsvolles Handeln.
Digital höflich und fair bleiben Die meisten Kommunikation läuft in diesem Tagen aus dem Home-Office oder auch privat auf digitalem Weg. Sei es schriftlich per E-Mail oder über die sozialen Medien, per Telefon oder Videokonferenz.
Beim geschriebenen Wort überlege ich genau, wie es wirken wird. Schnell ist ein emotional aufgeladener Satz formuliert, der anschließend bereut wird. Doch so leicht wie das gesprochene Wort ist die Aussage nicht mehr zurück zu nehmen. Also besser vor dem Verschicken noch einmal überdenken. Beim geschriebenen Wort überlege ich genau, wie es wirken wird. Schnell ist ein emotional aufgeladener Satz formuliert, der anschließend bereut wird. Doch so leicht wie das gesprochene Wort ist die Aussage nicht mehr zurück zu nehmen. Also besser vor dem Verschicken noch einmal überdenken.
Die Videokonferenz kommt einem persönlichen Meeting meiner Erfahrung nach sehr nahe, wenn alle Beteiligten live zugeschaltet sind. Dann ist das Verhalten gleich viel höflicher, schließlich will sich niemand blamieren.
Ich wünsche mir, dass wir auch in diesen ungewöhnlichen, teilweise verunsicherten Zeiten respektvoll miteinander umgehen und besonnen handeln. Jede einzelne Person trägt Verantwortung für das soziale Miteinander. Adolph Freiherr Knigge sagte schon im Jahre 1790 in seinem Buch „Über den Umgang mit Menschen“: „Man erlaube sich keinen Schritt zum Nachteil eines anderen.“
Schreiben Sie mir Ihre Erfahrungen, die Sie im täglichen Zusammenleben gerade so erleben. Ich freue mich auf Ihre Nachrichten!
PS: Und da das „Essen gehen“ gerade nicht möglich ist, genießen Sie doch das selbst gekochte, abgeholte oder gelieferte Menü zu Hause – stilvoll, ganz ohne Zwang ?.
Ich muss mit der Tram fahren, am Morgen auch noch. Es drängen sich Schüler und Schülerinnen hinein, Erwachsene auf dem Weg zur Arbeit, dazwischen stehen Touristen. Was ich auf meiner Fahrt erlebt habe, und Empfehlungen für das gezwungene Beisammensein in der Tram, lesen Sie hier.
Vorbildlich Sie erwarten nun Schauergeschichten, welche unmöglichen Verhaltensweisen ich gesehen habe, zum Aufregen über die ungehobelten Leute heute. Ich muss Sie enttäuschen: In zwei Linien in Nürnberg bin ich gefahren, und alle waren vorbildlich unterwegs! Kinder, Erwachsene, Menschen aller Couleur und Sprache. Respekt! Vielleicht hatte ich nur Glück, vielleicht war ich zur Rushhour fünf Minuten zu spät unterwegs – doch wo es nichts zu meckern gibt, gibt es nichts zu meckern.
Distanzzonen überschritten Selbstverständlich kann es auch anders sein. Vor allem dann, wenn die persönlichen Distanzzonen überschritten werden und wir dicht gedrängt in der Tram stehen. Denken Sie an Ihre schlimmsten Erlebnisse! Um diese Situationen stressfrei zu meistern, gibt es ein paar Empfehlungen, die nichts mit verstaubten Benimmregeln zu tun haben – sondern einfach das Zusammensein auf engstem Raum in der Tram erleichtern.
• (Schul-)Rucksäcke und Taschen Vom Rücken nehmen, denn das stört beim Stehen die anderen Fahrgäste und nimmt Platz weg. Besser: Zwischen bzw. an die Beine auf den Boden stellen. Beim Sitzen kommen Rucksäcke und Taschen auf den Schoss oder auf den Boden. Haben Sie großes Reisegepäck dabei, dann suchen Sie sich am besten einen Platz mit „Stellfläche“, z. B. den Kinderwagenbereich.
• Drängeln Beim Einsteigen: Nicht nur unhöflich, sondern sogar (lebens-)gefährlich! Besser: Erst alle aussteigen lassen, dann selbst einsteigen – ohne zu drücken. Beim Aussteigen: Ebenso nicht angebracht, doch für junge Schulkinder in der überfüllten Bahn leider oft nötig. Daher: Als Fahrgast aufmerksam sein, ob jemand aussteigen will. Für die Aussteigenden gilt: Höflich um Durchgang bitten. In der Bahn: Festhalten, auch beim Durchgehen, wenn’s eng ist. Ständiges Anrempeln von anderen Fahrgästen macht aggressiv; schließlich ist die persönliche Distanzzone schon weit unterschritten. Lässt es sich nicht vermeiden: Um Entschuldigung bitten.
• Telefonieren Rücksichtslos, wer laut und lange telefoniert. Die anderen Fahrgäste sind dabei peinlich berührt; Beispiel Streit mit dem Gesprächspartner am anderen Ende der Leitung! Gilt auch für das Schreien durch die Bahn oder den Bus: Ein No-Go! Respektvoller dem Umfeld gegenüber: Gespräche am Bahnsteig führen, und auch da nicht schreien. Wenn es nicht anders geht: Schal oder Hand vor den Mund und leise sprechen. Ebenso gute Lösung: Schreiben, WhatsApp oder SMS; ohne Tastentöne.
• Musik über Kopfhörer Kann auch zu laut sein; im Zweifel die Sitznachbarn fragen. Niemand will die Musik des anderen hören. Ohne Kopfhörer: Ein No-Go! Wenn das alle mache würden!
• Sitzplatz Die Füße bleiben unten, ob mit oder ohne Schuhe! Dies gilt auch für (Klein-)Kinder. Hunde oder Taschen haben auf einem leeren Sitzplatz nichts zu suchen! Der eigene Sitzplatz ist sauber zu verlassen – so, wie man selbst den Platz wieder vorfinden möchte.
• Sitzplatz frei machen Aufstehen für ältere Personen, (junge) Verletzte, Schwangere oder andere erwünscht. Es gilt auch: Die Angesprochenen sollten ebenso höflich und respektvoll auf das Angebot reagieren und nicht barsch wie z.B. „Seh‘ ich so aus, dass ich das brauch‘?“
• Kinderwagen Hilfe anbieten beim Ein- oder Aussteigen. Hilfe wird von Mann und Frau gleichermaßen angeboten! Es ist hier eine Frage der Hilfsbereitschaft
• Essen und Kaffee-to-Go Becher! Döner, Hamburger, stark riechende Wurst- und Käsebrote, Bananen oder ähnliches haben in der Bahn bzw. im Bus nichts zu suchen. Dies belästigt die Mitfahrenden und ist respektlos. Wenn der Hunger ganz groß ist: Nicht riechende und wenig krümelnde Lebensmittel wie Fruchtriegel o. ä. wählen. Anschließend den Platz kontrollieren: Sauber verlassen!
Kaffee-to-Go Becher: Nichts dagegen einzuwenden, wenn der Deckel fest verschlossen ist und nichts rausschwappt. Doch Achtung: Die „einfachen“ Becher vom Bäcker halten nicht, wenn die Tram scharf bremst, schwappt der heiße Kaffee raus – und kann sogar noch die Haut verletzen!
Tramfahrerinnen und Tramfahrer Nun denken wir als Erstes an die Fahrgäste. Denken wir auch an die Tramfahrerinnen und Tramfahrer!
• Pünktlich am Bahnsteig sein
Denn: Es nerven die Fahrgäste, die sich seelenruhig Kaffee, Brezen und vielleicht noch eine Zeitung holen, es dann nicht mehr rechtzeitig zur Bahn schaffen und wild gestikulierend rennen. Fahrerin oder Fahrer warten und das kostet wertvolle Minuten, die an der nächsten Haltestelle zwecks Umsteigens gebraucht würden. Es ist eine Zwickmühle: Würde der erste Fahrgast warten gelassen, ist dieser sauer. Schafft der zweite seinen Anschluss nicht, ist der sauer. Und am Ende schimpft der Chef, weil die Fahrpläne nicht eingehalten werden.
Denken wir also auch daran und verhalten uns entsprechend vorausschauend. Das gilt übrigens auch für die Raucher, die „schnell noch eine rauchen“, bevor die Bahn fährt.
Fahrgasthöflich Wenn Sie diese Empfehlungen beherzigen und sich „fahrgasthöflich“ verhalten, andere Sie persönlich aber nicht, weisen Sie diese doch mal durch geschicktes Fragen darauf hin. Zum Beispiel Müll zurücklassen: „Oh, ich glaube, Sie haben etwas vergessen.“ Schon sind Sie im Gespräch. Auch durch Vorleben, in dem Sie zum Beispiel bewusst die Tasche auf den Schoss nehmen. Selbstverständlich sollten Sie nicht alles bei jedem ansprechen – zum Beispiel höre ich als höflicher Mensch nichts, wenn neben mir gewisse Körpergeräusche zu vernehmen sind 😉
Auch ich bin mal Tourist In unserer eigenen Stadt treffen wir immer wieder auf Touristen, die mit der Tram und anderen öffentlichen Verkehrsmitteln unterwegs sind. In den Sommermonaten oder zu Zeiten des Christkindlsmarkts in Nürnberg mehr, zu anderen Zeiten weniger. Ihnen gegenüber gebührt besondere Höflichkeit, Hilfsbereitschaft und Nachsicht. Schließlich bin ich in jeder fremden Stadt oder gar einem fremden Land selbst Tourist und freue mich über höfliche und hilfsbereite Menschen, zum Beispiel bei Fragen, am Fahrkartenautomat oder auch beim Gepäck. Das heißt allerdings nicht, dass ich mich als Tourist aufführen darf wie ich will! Lesen Sie im Reiseblog der Linie 5 von Heike Wolff, wie Sie als Tourist gegenüber den Einheimischen in öffentlichen Verkehrsmitteln eine gute Figur machen.
Blick in die Geschichte Schon Adolph Freiherr Knigge empfiehlt aus seinen Reiseerfahrungen zwischen den verschiedenen Staaten, Städten und Ländern seiner Zeit: „In fremden Städten und Ländern ist Vorsichtigkeit im Umgang zu empfehlen […]. […], so ist es sehr notwendig, gewisse Rücksichten nicht zu verachten. „. (Adolph Freiherr von Knigge, „Über den Umgang mit Menschen“, 5. Auflage 2015 (3. Auflage 1790), S. 72, Nikol Verlag ). Damals waren Interessen, Meinungen und Stimmungen zwischen den Städten und Staaten innerhalb des Landes extrem verschieden, dazu noch die strengen gesellschaftlichen Stände, was den Umgang miteinander noch einmal erschwerte. Somit empfiehlt er: „[…] folglich ist es wichtig für jeden, der in der Welt mit Menschen leben will, die Kunst zu studieren, sich nach Sitten, Ton und Stimmung anderer zu fügen.“ (ebenda S. 30). Das heißt natürlich nicht, die eigenen Überzeugungen über Bord zu werfen. Sondern das Toleranz und Respekt weiterkommen, wenn zwei gegensätzliche Welten aufeinander treffen, in unserem Fall Touristen und Einheimische.
Ob als Tourist, auf dem Weg zur Arbeit oder in die Schule oder aus einem anderem Grund: Respektvolles, höfliches und rücksichtsvolles Verhalten beim Bahnfahren macht uns zu verträglichen Fahrgästen und die tägliche Reise angenehm.
Ich freue mich, wenn Sie mir Ihre Erlebnisse erzählen!
Wenn das Smartphone zweimal klingelt, dann halte ich eine Tischrede! Nicht ganz. Denn sicherlich sind Sie gerade Gastgeber oder Gast auf einer festlichen Veranstaltung, bei der das Smartphone sowieso verschwindet: Ausgeschaltet bei den Damen in der Handtasche oder bei den Herren in der Sakkotasche.
Aufmerksamkeit erhalten
Vielleicht fragen Sie sich jetzt, wie Sie sonst die Aufmerksamkeit der Gäste für Ihre Rede erhalten? Diese erhalten Sie ganz einfach geräuschlos, indem Sie sich mit ausgebreiteten Armen gut sichtbar vor Ihr Publikum stellen; kleinere Kinder und Jugendliche erhöht auf einem Hocker. Bleiben Sie direkt am Tisch, so stellen Sie sich vor Ihren Stuhl und blicken in die Runde. Hinter der Lehne stehend würde wie eine Mauer zu den Gästen wirken. Nun warten Sie, bis ausreichend Ruhe herrscht, um Ihre Rede zu beginnen. Das Anklopfen am Glas ist nicht mehr up-to-date und wirkt sowieso nur bei leeren Gläsern. Bleibt also die absolute Ausnahme.
Zeitpunkt der Tischrede
Den besten Zeitpunkt für die Tischrede als Gastgeber ist nach dem „Gruß aus der Küche“ oder Brot und Aufstrich auf dem Tisch, vor der Vorspeise. Alle Gäste sitzen, haben sich schon gestärkt und etwas zu trinken im Glas. Somit haben Sie die größte Chance, gehört zu werden.
Sollte es einen Begrüßungsaperitif geben, dann haben Sie als Gastgeber bereits die Möglichkeit, an dieser Stelle eine Willkommensrede zu halten. Allerdings lehrt mich die Erfahrung, dass die Gäste in Ihren ersten Unterhaltungen vertieft sind, so dass es kaum möglich ist, sich als Gastgeber Gehör zu verschaffen. Vor allem nicht als Kind oder Jugendlicher.
Wenn Sie nun doch zum Aperitif Ihre erste Rede gehalten haben und möchten als Gastgeber noch ein zweites Mal sprechen, dann nach der Vorspeise. Dieser Zeitpunkt ist auch für einen Gast optimal, der einige Worte an den Gastgeber richten will. Eine längere oder weitere Rede sollte nach dem Hauptgang eingeplant werden, da hier der zeitliche Abstand zum Dessert in der Regel am längsten ist. Dies gilt auch, wenn die Rede eine Überraschung sein soll.
Inhalt der Tischrede
Was Sie sagen, ist abhängig vom Anlass. Dabei gilt eine Empfehlung von Freiherr Knigge auch heute noch: „Enthülle nie auf unedle Art die Schwächen Deiner Nebenmenschen, um Dich zu erheben! Ziehe nicht ihre Fehler und Verirrungen an das Tageslicht, um auf ihre Unkosten zu schimmern!“ (Adolph Freiherr von Knigge, Über den Umgang mit Menschen, 5. Auflage 2015 (3. Auflage 1790), S. 38, Nikol Verlag).
Auf jeden Fall sollten Worte des Dankes und der Freude, verbunden mit einem Wunsch oder einer Bitte nicht fehlen. Auch Kinder und Jugendliche können eine (kurze) Tischrede halte, wenn sie Gastgeber sind, zum Beispiel bei einer festlichen Kommunion-, Firmungs- oder Konfirmationsfeier. Zur Sicherheit helfen Karteikarten mit Stichpunkten – und Erwachsene, die für die nötige Aufmerksamkeit sorgen.
Wer eine Tischrede in einem „echten“ Umfeld ausprobieren möchte, ist bei einem entsprechenden Workshop vorn mir richtig. Ich freue mich, wenn Sie mir Ihre Wünsche mitteilen!
Wie wir einen wertschätzenden Umgangston pflegen können
Queen Elisabeth die II machte in Ihrer Weihnachtsansprache deutlich, dass Respekt für andere Meinungen äußerst wichtig ist. Was können wir in der Familie, in unserem persönlichen Umfeld dazu tun, dass es ein respektvolles und damit wertschätzendes Miteinander gibt?
Verrohung der Sprache
Es gibt so Vieles, was uns aufhorchen lässt: Ein deutscher Bürgermeisters bestätigt in einem Interview, dass der Ton zwischen den politischen Kollegen oder im Gespräch mit Bürgerinnen und Bürger rauer wird. Der Sprachwissenschaftler Thomas Niehr sprach im Herbst 2018 sogar von einer „Verrohung der politischen Sprache“, was zu einer regen Diskussion über die Wortwahl auch in der Gesellschaft führte. In manchen weiterführenden Schulen scheint ein schärferer Umgangston zu herrschen, in allen kommunikativen Situationen zwischen Lehrkräften, Schülerinnen und Schüler, Eltern. Dies bemerke ich selbst zwischen den Elternteilen im Elternbeirat, in dem ich im dritten Jahr Mitglied bin.
Gründe
Wieso ist das so? Sind es die schlimmen Meldungen, die uns täglich über die Medien erreichen; über Krieg und Katastrophen? Ist es die innere Angst vor Terror, Gewalt oder sozialem Abstieg im eigenen Land? Ist es einfach Langeweile? Oder ist es doch der Einfluss der Computerspiele, der sozialen Medien oder des Internets generell? Diese Fragen kann ich nicht beantworten.
Gemeinsamkeiten finden
Was ich allerdings sagen kann: Respekt gegenüber anderen Meinungen und Ansichten sind ein elementarer Baustein für ein harmonisches Zusammenleben. Dies sieht auch Queen Elisabeth II so, mit rund 67 Jahren Führungserfahrung als Staatsoberhaupt und 92 Jahren Lebenserfahrung: „Wenn wir nach Antworten suchen in der modernen Zeit, bevorzuge ich erprobte und altbewährte Mittel: wie gut übereinander zu sprechen und verschiedene Meinungen zu respektieren, zusammenzukommen, um Gemeinsamkeiten zu finden und niemals das größere Bild aus den Augen zu verlieren.“ (Zitat aus dem Beitrag von n-tv.de, ghö vom 25.01.2019) .
Wenn ich mich selbst gleich stinkig verhalte, wenn ich einen anderen nicht von meiner Meinung überzeugen kann, dann muss ich mich über entsprechende Reaktionen nicht wundern. So kommt der Stein ins Rollen.
Adolph Freiherr Knigge
Knigge hatte schon zu seiner Zeit ein einfaches Rezept “ Lerne Widerspruch ertragen. Sei nicht kindisch eingenommen von Deinen Meinungen. Werde nicht hitzig noch grob im Zanke.“ (Adolph Freiherr von Knigge, Über den Umgang mit Menschen, 5. Auflage 2015 (3. Auflage 1790), S. 51, Nikol Verlag). Er wollte mit seinen Empfehlungen, die er aus seiner Lebenserfahrung zusammengetragen hat, die Menschen aus unterschiedlichen Ständen und Geschlechtern zu einem harmonischen, respektvollen Zusammenleben motivieren. Viele seiner Empfehlungen haben bis heute nichts an Aktualität verloren.
Praktische Umsetzung
Wie sollen diese wahren Worte in die Tat umgesetzt werden? Nun, in Schulen oder Unternehmen wäre es meiner Meinung nach hilfreich, sich zum Beispiel der gewaltfreien Kommunikation nach Rosenberg zu nähern. Durch Seminare für Lehr- und Führungskräfte, ebenso wie für jeden Einzelnen. Ideal wäre ein Coach, der anschließend die Kommunikation im Alltag unterstützt. Selbstverständlich ist das auch eine Budgetfrage 😉
Kommunikationskarten
Um direkt an sich selbst zu arbeiten, habe ich mit Kommunikationskarten gute Erfahrungen gemacht. Ich habe mir die Karten für den „alltäglichen Sprachgebrauch“ von Mechthild R. von Scheurl-Defersdorf zugelegt (Keine Werbung, sondern reine persönliche Erfahrung!). Auf der einen Hälfte der Karte steht ein oft gebrauchter Satz, auf der anderen Hälfte eine bessere oder wertschätzendere Formulierung. Die Rückseite gibt eine Erklärung. Ich wähle eine Karte und stelle sie mir neben die Kaffeemaschine, um sie einige Tage zu sehen. Zum Beispiel zitiere ich folgende Karte: „Ich nehme diese Aufgabe in Angriff“. Besser „Ich beginne mit dieser Aufgabe“. Denn: „Angriff wirkt kriegerisch. Er ruft Verteidigung auf den Plan. Pflege bewusst eine friedliche Sprache.“
Bekannt ist auch „Das hast Du nicht schlecht gemacht.“ Statt besser „Das hast Du gut gemacht.“ Warum so negativ, wenn ich etwas Positives sagen will? Ich ertappe mich zu Hause oft im neutralen Ruf „Deck` bitte den Tisch“. Ja, wer denn? Selbstverständlich passiert erstmal nichts. Erst mit meiner vollen Aufmerksamkeit und der namentlichen Ansprache erreiche ich meine Kinder: „Georg, deck‘ bitte den Tisch“. Durch die Nutzung der Kommunikationskarten schärfe ich den Blick auf die Worte, die ich wähle, werde achtsamer in meinen Antworten und Reaktionen.
Weg mit den Schimpfwörtern
Kindern helfen die „einfachen“ Dinge, eine wertschätzende Sprache zu finden: Zum Beispiel um etwas bitten, sich für etwas zu bedanken oder zu entschuldigen, aufmerksam zu sein für seine Mitmenschen. Es kommt die Zeit, in der sind harte Ausdrücke und Schimpfwörter hipp – da hat sich bei mir der „Schimpfwortkoffer“ erprobt: Ein alter Koffer im Keller, in den alle Ausdrücke eingesperrt werden. Natürlich darf der dann nicht für die nächste Reise verwendet werden 😉 Bei größeren Kindern wirkt eine Kasse besser: Für jedes Schimpfwort 1 Euro vom Taschengeld hinein – das tut irgendwann weh. Selbstverständlich gilt das auch für die Erwachsenen 😉
Gehen wir respektvoll und freundlich miteinander um. Unsere Kinder lernen von unserem Vorbild – fangen wir noch heute damit an!
PS: Ich freue mich, wenn Sie mir über Ihre Erfahrungen in der alltäglichen Kommunikation berichten. Welche Empfehlungen geben Sie?
Scheinbar verwechseln heute viele Menschen persönliche Freiheit damit, zu Terminen nicht oder zu spät zu erscheinen. Dieses Spiel mit der Zeit der Mitmenschen finden nicht alle gut. Daher lesen Sie heute über diesen wesentlichen Faktor in unserem Leben: Die Zeit.
Beschreibung
Zeit ist zum einen einfach nur die Uhrzeit. Zu lesen als reine Sachinformation. Zeit bedeutet zum anderen für jeden einzelnen von uns viel mehr: Zum Beispiel Zeit für Sport, Zeit für die eigenen Kinder, Zeit für sich selbst. Zeit beschreibt auch einen Lebensabschnitt: Kindergartenzeit, Schulzeit, Arbeitszeit, Rentenzeit – oder die Jahreszeiten in regelmäßiger Wiederkehr.
Zeit gestohlen
Jeder wünscht sich, sich seine Zeit so gut es geht selbst einzuteilen. Eine Voraussetzung dafür ist es, das die Mitmenschen sich an vereinbarte Zeitabsprachen halten, zu denen auch die Pünktlichkeit zählt. Drei Beispiele:
Per Online-Kleinanzeigen wollte ich Kinderkleidung verkaufen. Eine Interessentin fragte mich, ob sie mit ihrem Kind am Nachmittag vorbeikommen könne zur Anprobe. „Klar, gerne. Ich muss sowieso zu Hause sein, da die Handwerker da sind.“, sagte ich ihr zu. Was passierte? Die Interessentin kam nicht, ohne Information. Auch am nächsten Tag hörte ich nichts von ihr. Erst auf meine Nachfrage kam ein „ach ja, entschuldigen Sie, ich habe woanders schon das Kleidungsstück bekommen.“
Nachdem ich einen Käufer für mein altes Auto gefunden hatte, sagte dieser zu, am nächsten Tag zwischen 12.00 und 13.00 Uhr zur Abholung zu kommen. Er wollte sich ungefähr eine Stunde vor Ankunft bei mir melden. Gute Idee, wie ich fand. Ich war rechtzeitig zu Hause und wartete 1 Stunde. Wartete 2 Stunden über die vereinbarte Zeit. Ohne Anruf. Erst auf mein Nachfragen hin erhielt ich die Auskunft, es werde später… Also musste ich zu Hause bleiben und weiter warten… Bis 18.00 Uhr!
Um 10.00 Uhr war ein Gesprächstermin vereinbart. Mein Gesprächspartner kam 20 Minuten zu früh – ich war mitten in einem Telefonat, das ich abbrechen musste. Worte der Entschuldigung fand er nicht, im Gegenteil: Merklich im Zeitdruck übermittelte er mir die benötigten Informationen und verschwand wieder. Ich blieb zurück mit der Aufgabe, das Telefongespräch wieder aufzunehmen und meinerseits eine Entschuldigung zu finden.
Was will ich damit sagen? Ich halte es für grob unhöflich, andere nicht zu informieren, wenn eine Absprache nicht eingehalten werden kann und es später oder sogar früher wird. Das hat nichts mit persönlicher Freiheit und Individualität zu tun. Für mich ist das purer Egoismus. In Zeiten von Smartphones und sozialen Medien ist eine kurze Info äußerst einfach möglich. Ohne diese stiehlt mir jemand meine Zeit, und stehlen ist bekanntlich verboten ;-).
Pünktlich sein zeigt moderne Umgangsform
Die modernen Umgangsformen sehen Pünktlichkeit, Absprachen einhalten und ähnliches als Wertschätzung und Respekt gegenüber anderen. Anders ausgedrückt: Es ist respektlos, mit der Zeit meiner Mitmenschen zu spielen. Dabei gilt nicht nur das Zuspätkommen als unpünktlich, sondern auch sich zu verfrühen. Streng genommen sind 5 Minuten vor dem Termin noch zu früh!
Vielleicht ist der Gastgeber oder die Gastgeberin noch mit letzten Vorbereitungen beschäftigt? Vielleicht will der Seminarleiter oder die Seminarleiterin einige Punkte der Agenda nochmal durchgehen? Vielleicht hat jemand für einen Termin ein anderes Vorhaben schweren Herzens abgesagt? Sicherlich fallen Ihnen selbst noch viele Beispiele ein, warum pünktlich sein eine wertvolle Tugend ist.
Kinder verstehen pünktlich sein leicht
Zur Pünktlichkeit können wir Kinder leicht ermutigen. Zum einen kennen sie die Pflichtzeit in der Schule – und den Ärger, wenn sie zu spät kommen. Zum anderen erleben sie es selbst als äußerst ärgerlich, wenn Freund oder Freundin nicht zum vereinbarten Spieltermin erscheinen – ohne Begründung. Alleine das Warten beim Zuspätkommen ist für die Kinder beinahe unerträglich.
Stehlen wir also anderen nicht die Zeit, sondern halten wir uns an die Terminvereinbarungen, dann können wir unsere eigene Zeit auch nach unseren Wünschen einteilen. Und unsere Mitmenschen ebenso. In diesem Sinne wünsche ich Ihnen eine erfüllte Adventszeit.
Wünschen Sie sich bei einem mehrgängigen Menü, das Sie dieser Tage genießen, die Tischmanieren zeitgemäß aufzufrischen? Schauen Sie gleich in meinen Terminkalender, vielleicht ist schon ein Workshop für Sie dabei. Sonst freue ich mich auf Ihre persönliche Anfrage.
Tischmanieren für Kinder im Grundschulalter? Klar, sagen die einen. Unwichtig, sagen die anderen. Lesen Sie hier von Erna und Georg, zwei Kinder auf dem Weg in die Grundschule und meinen Erfahrungen als Mutter und Knigge – Trainerin beim gemeinsamen Essen am Tisch.
Der erste Schultag – Eltern sind mächtig stolz auf Ihre Schützlinge, dürfen es auch sein. Allerdings mischt sich auch Unbehagen darunter: Kommt mein Kind zu Recht im „harten“ Schulleben, an wen oder was wird es sich orientieren? Weiß es, was sich gehört – und was nicht? Vieles sollen und werden Kinder im Zusammensein mit ihren Mitschülern, Lehrern und Erziehern herausfinden. Es hilft Kindern allerdings, abseits des Ausprobierens Input zu bekommen, warum sie mit Ihrem Verhalten anecken oder eben nicht. Um was geht es?
Bis jetzt hießt es von den Erwachsenen immer „wie süß, nicht schlimm, ist ja noch so klein“, wenn Erna und Georg ein großes Bäuerchen am Tisch abließen oder sie nach Herzenslust geschmatzt haben. Im Kleinkindalter steht ohne Frage das Entdecken des Essens mit allen Sinnen im Vordergrund.
Schulreif werden
Im Vorschulalter wird dann der Schwerpunkt auf die Kompetenzen gelegt, die von der Schule zum Schuleintritt gefordert werden. Erna und Georg lernen schon jetzt Schwünge für die schöne Schrift, erstes Rechnen für den Mathematikunterricht, schönes Ausmalen, Basteln mit Schere und Kleber und viele weitere Fertigkeiten, die von der Grundschule zum Schuleintritt gefordert werden.
Und nicht nur die – eine ganze Liste von Fähigkeiten und Fertigkeiten gibt es von der Grundschule an die Eltern, die ihre Kinder bis zum Schuleintritt zu können haben. Dazu zählen neben den oben schon erwähnten zum Beispiel „Es sollte den Umgang mit dem Taschentuch, mit Seife und Handtuch beherrschen“, „Es sollte selbständig auf die Toilette gehen können.“, „Es sollte fähig sein, mit anderen auszukommen.“, „Es sollte Gesprächsregeln einhalten können.“ u.v.m. (Auszug aus den Informationen einer Grundschule zur Einschulung).
Doch eines, fällt mir auf, wird nicht gefordert: Das Verhalten beim Essen in Gemeinschaft am Tisch, der Umgang mit Besteck. Ist nicht auch das wichtig, in der Schule und später, wenn gemeinsam in der Mensa gegessen wird?
Allein beim Mittagessen
Denn gerade jetzt wäre es wichtig, wenn die Kinder auch „den Umgang am Tisch sicher beherrschen“, wo so viel Neues auf sie einströmt. Auf einmal hören Erna und Georg nicht mehr „ist nicht schlimm“, sondern „lass‘ das, das macht man nicht“. Beim gemeinsamen Essen in der Mittagsbetreuung oder im Hort der Schule bzw. in der Mensa sind sie auf sich gestellt. Wissen sie noch nicht ansatzweise, wie sie in Gemeinschaft essen und mit dem Besteck richtig umgehen, dann werden sie unsicher und es kommt zu „auffälligem Verhalten“.
Das bestätigen auch meine Erfahrungen. Bei einem Praktikum in einer Grundschule betreute ich Kinder der ersten Klasse in der Mittagszeit, also auch beim Mittagessen. Da gab es viel Unsicherheiten und die tollsten „Hilfsmittel“ wurden erfunden, z.B. Schnitzel am Spieß, also auf der Gabel, und rundherum abessen, mangels Kenntnis der Messerbenutzung. Oder am besten gleich wie ein Brot in die Finger, wenn es nicht zu heiß ist.
Mit den Händen essen erlaubt
Um es jedoch gleich vorwegzunehmen: Selbstverständlich darf auch mit den Fingern gegessen werden – doch nur das Richtige. Wie zum Beispiel der Burger im Fastfood Restaurant oder die Pizza in einer reinen Pizzeria: Einfach handliche Stücke schneiden und am Rand anfassen. Sollte der Teig der Pizza in der Mitte nach unten durchhängen, hilft die Gabel, ihn elegant in den Mund zu befördern.
Das Warum ist wichtig
Zurück zum gemeinsamen Mittagessen in der Schule. Auch wenn Erna und Georg von zu Hause wissen, wie es eigentlich geht – in Gemeinschaft mit Gleichalterigen, auf sich allein gestellt, ist es anders. Hier muss sich behauptet werden, dumme Sprüche müssen abgewehrt werden usw.
Da wäre es gut, wenn genau diese Gemeinschaft der Kinder zusammen lernt, welche Verhaltensweisen am Tisch in unserem Kulturkreis gelten. Denn gerade im Grundschulalter sind die Kinder äußerst aufnahmefähig, suchen nach dem „Warum“ und speichern viele Gewohnheiten für später ab.
Die Präventivforschung hat ergeben, dass jetzt, bevor die Pubertät beginnt, gelernte Fertigkeiten und Verhaltensweisen das zukünftige Leben prägen. Also die beste Zeit, die Gebräuche beim gemeinsamen Essen am Tisch unseres Kulturkreises zu vermitteln.
Auf die Wirkung achten
Leben wir unseren Kindern vor und geben Ihnen die Möglichkeit zu lernen, was später im gesellschaftlichen Leben beim gemeinsamen Essen am Tisch gefragt ist. Denken wir allerdings daran: Es geht nicht um die steife Etikette, die man sich schnell vorstellt, wenn das Wort „Tischmanieren“ fällt. Sondern es geht vielmehr darum, achtsam zu sein: Mit wem sitze ich wo am Tisch, wie wirkt mein Verhalten auf den anderen? Sich dem Anlass gerecht zu verhalten ist die Kunst, die wir unseren Kindern mitgeben sollten.
Was denken Sie? Ich freue mich, wenn Sie mir Ihre Meinung mitteilen.
…so sagen viele Kinder, wenn sie in die 1. Klasse der Grundschule kommen. Sollten sie denn nicht schon längst gelernt haben, dass Erwachsene von Kindern grundsätzlich mit „Sie“ angesprochen werden? In diesem Beitrag betrachte ich diese schwierige Frage: Du oder Sie in Schule und Beruf?
„Du“ im Kindergarten für die Nähe
Im Kindergarten dürfen die Kleinen selbstverständlich noch Du zur Erzieherin bzw. dem Erzieher sagen – so habe ich es erlebt und finde das auch gut so, denn es schafft Nähe und Vertrauen. Beides haben die Kinder ab 3, manchmal 2 Jahren dringend nötig, wenn Mama oder Papa nicht in der Nähe sind. Allerdings nehmen viele Eltern das Duzen der Erzieher/innen auch wie selbstverständlich für sich in Anspruch – und das halte ich doch für ziemlich respektlos.
„Sie“ in der Schule für die Gesellschaft
Wenn die Kinder in die Schule kommen, haben Sie sich von den Eltern schon abgeschaut: Manche Erwachsene spreche ich mit Vornamen, manche mit Nachnamen an. Das „Sie plus Nachname“ als höfliche und respektvolle Ansprache von Erwachsenen verstehen die Kinder durchaus. In der Schule auf ein Siezen der Lehrkraft zu bestehen, halte ich auch für die Entwicklung des Kindes in der Gesellschaft für wichtig. Eine umfassende Studie ergab, dass das höfliche Siezen der Lehrkraft durch die Schüler/innen Höflichkeit und Respekt fördert und sogar den sprachlichen Ausdruck verbessert. Denn der Satzbau mit Sie ist wesentlich komplexer, gesprochen wie geschrieben. (vgl. Interview von Wolfgang Steinig/emeritierter Germanistikprofessor durch Martin Spiewak/DIE ZEIT vom 25.09.2017). Zudem gaukelt das Du den Kindern vor, Lehrkräfte wie Schüler/innen stehen auf einer hierarchischen Ebene und es gäbe die gleiche Vertrautheit wie im Familienkreis, was nicht der Fall ist. (vgl. Beitrag von Christine Kammerer). Vor allem für die jungen Schüler/innen schwer zu verstehen, wenn auf einmal Anweisungen und Bewertungen verteilt werden.
Sie könnten jetzt denken, die Engländer haben es einfach: Keine Unterscheidung zwischen „Sie“ und „Du“. Leider nein. Auch hier werden sprachliche Höflichkeitsformen verwendet, z:B. durch den Gebrauch von „Sir“ bzw. „Madam“. Zudem zeugt die Kleidung von Respekt: Die Schüler/innen tragen Schuluniform, die Lehrkräfte sind ebenso förmlicher gekleidet (vgl. Interview von Wolfgang Steinig/emeritierter Germanistikprofessor durch Martin Spiewak/DIE ZEIT vom 25.09.2017).
„Sie“ im Workshop
In meinen Workshops sprechen mich die Kinder meistens ganz von selbst mit „Sie“ an, da sie es aus der Schule zu gewohnt sind. Das ist auch mein Wunsch, auch wenn wir außerhalb der Schule sind und gemeinsam aktiv „arbeiten“. Warum? Der Workshop ist eine Plattform zum Üben und Lernen, wie Respekt und Höflichkeit ausgedrückt werden können. Dazu zählt auch die Grundregel, Erwachsene zu siezen. Im Workshop entsteht so eine respektvolle Nähe zwischen den Kindern und mir.
„Sie“ und „Du“ im Geschäftsleben
Auch im Geschäftsleben unter Erwachsenen tun wir uns meiner Meinung nach keinen Gefallen, mit allen – über alle Hierarchieebenen hinweg – per Du zu sein, weil das heute modern scheint. Per Sie diskutiert es sich respektvoller und verbale Entgleisungen sind schwieriger. Sowieso bringt ein Du von „oben“ weder Moderne noch Nähe, wenn bisher die Unternehmenskultur eine ganz andere war.
Doch Achtung: Wenn sich ein Unternehmen wie zum Beispiel ein großes Möbelhaus oder ein Bekleidungsanbieter für das Du über alle Hierarchieebenen hinweg entschieden haben, dies auch im Unternehmen gelebt wird und Teil der Unternehmenskultur ist, werden Sie zum Außenseiter, wenn Sie auf das „Sie“ bestehen.
Was sagt die moderne Etikette?
Auch die modernen Umgangsformen halten es so: Im Beruf erst einmal „Sie“. Wenn das Du im Unternehmen üblich ist, dann hat der Ranghöhere die Aufgabe, das Du dem Rangniederen anzubieten. Im Privaten, außerhalb vom Familienkreis, Siezen die Jüngeren die Älteren. Die Älteren bieten den Jüngeren das Du an. Es zählen also Rang oder Alter, nicht das Geschlecht.
Adolph Freiherr von Knigge hatte damals in seinen Kreisen noch zwischen weiteren Formen der Anrede zu unterscheiden, was hier zu weit in die Geschichte gehen würde. Nur so viel: Die Zeiten, in denen auch Eltern oder Verwandte gesiezt werden mussten, sind glücklicherweise vorbei.
Auch wenn die Grundregel lautet „Kinder siezen die Erwachsenen“ außerhalb des Familienkreises, so werden aus Kindern eben auch Erwachsene. Damit haben die älteren Erwachsenen die Pflicht, das Recht auf „Sie“ des jungen Erwachsenen zu respektieren. In den Oberstufen der Schulen wird abgefragt, doch wie sieht es zum Beispiel in der Nachbarschaft aus?
Meine Anrede im Blog
Lange habe ich auch für meine Blogbeiträge hin- und herüberlegt, erfahrene Blogger gefragt. Viele Für und Wider gehört. Am Ende habe ich mich für das „Sie“ entschieden: Schließlich würde ich Sie, liebe Leserinnen und Leser, auch im analogen Leben nicht gleich Duzen, wenn wir uns das erste Mal begegnen.
Ketten sprengen
Den Kindern tun wir meiner Meinung nach einen Gefallen, in dem wir sie sensibilisieren für die Wirkung eines „Sie‘s“ und eines „Du‘s“. Ihnen erklären, wann welche Form der Anrede angebracht ist. Indem wir nicht starr an einer traditionellen Regel festhalten, sondern überlegen, was der Situation gerecht wird. Und beim Du den Respekt nicht verlieren.
Was denken Sie dazu? Ich freue mich, wenn Sie mir Ihre Meinung im Kommentarfeld schreiben.
Dieser Beitrag ist Teil einer Serie zum Thema „Ketten sprengen“. Weitere interessante, lesenswerte Beiträge finden Sie hier:
In diesem Beitrag erfahren Sie im Rahmen der Blogparade #SchlossGenuss, organisiert von Andrea Hahn und Tanja Praske, meine Eindrücke vom klassischen Brunch in Schloss Atzelsberg im Mai 2018 und lesen, wie sich Kinder dabei wohlfühlen.
Ja, hier bin ich schon mal vorbeigelaufen, vor einigen Jahren, als die Kinder noch im Kindergarten waren. Unser Ziel war damals der Biergarten und der Spielplatz ein paar Meter weiter. Keine Sorge, ich werde jetzt nicht melancholisch, sondern genieße den sonnigen Tag. Wir sind hier zum Brunch in Schloss Atzelsberg bei Erlangen.
Entwicklung
Seine heutige Form erhielt das barocke Schloss Atzelsberg im Jahre 1705 durch Johann Conradt von Seutter, einen vermögenden Kaufmann aus Nürnberg und späteren Freiherrn von Seutter. Nur die steinerne Brücke über den Graben wurde erst 1790 von dem neuen Eigentümer Johann Andreas von Wahler erbaut. Alle Vorgängerbauten des Schlosses wurden durch die diversen Kriege in dieser Zeit immer wieder komplett zerstört. Erstmals urkundlich erwähnt ist ein Schloss an dieser Stelle im 15 Jahrhundert.
Nach dem Tod des Freiherrn von Seutter folgten einige Eigentümerwechsel, bis das Schloss im Jahre 2005 von der Stadt Erlangen an die Familiengesellschaft Schorr verkauft wurde. Diese sanierten mit Millionenbeträgen stilvoll das Schlossgebäude und die Scheunen. Da die Auflage der Stadt war, den Gastronomiebetrieb fortzuführen, kam Norbert Nägel 2008 dazu. Er baute das Anwesen zu einer angesehenen, gehobenen Veranstaltungs – und Genusslocation aus.
Ergreifende Atmosphäre
Wir gehen hinein uns fühlen uns gleich in einer ganz anderen Welt: Die Gemäuer riechen förmlich nach den Geschichten, die sie erlebt haben. Ein blauer Teppich führt uns die Treppe nach oben und wir werden empfangen von einer ruhigen, stilvollen Atmosphäre, die jedoch ganz und gar nicht bieder ist.
Wir treten tiefer ein in die Zeiten des Barock ganz ergriffen vom Ambiente. Die Räume tragen alle Namen, die an die lebendige Vergangenheit erinnern. Die freundliche Bedienung geleitet uns in den Wilhelminen Salon an unseren Platz. Alles ist liebevoll dekoriert mit Blumen, Kerzen und Schmuck. Die Tische sind namentlich versehen – das schafft eine persönliche Atmosphäre, wir fühlen uns sofort erwartet und willkommen.
Geführter Brunch
Der Brunch beginnt um 10.30 Uhr mit einem Frühstück und kalten Vorspeisen am Buffet. Um 11.30 Uhr wird die Suppe am Tisch serviert, ab 12.00 Uhr gibt es das warme Mittagessen am Buffet. Um 12.30 Uhr schließt sich das Dessert an. Das gefällt mir sehr gut: Ein zeitlich geführter Brunch! Bisher überforderte mich so ein ausgedehnter Brunch eher, doch muss ich hier keine Sorge haben, irgendetwas vom leckeren Buffet zu verpassen, sondern kann mich ganz auf den jeweiligen Gang konzentrieren. Herrlich! Ganz nebenbei verhindert dies den ungebührlichen Sturm auf das Buffet, wo gerne kreuz und quer viel zu viel aufgeladen wird, weil ja alles bezahlt ist. Der geführte Brunch hilft, die Speisenfolge einzuhalten und fördert ein respektvolles Verhalten am Buffet.
Ursprung Brunch
Ursprünglich kommt der Brunch aus einer ganz anderen Zeit, Ende des 19. Jahrhunderts erstmals in England beschrieben, wanderte das Konzept über Amerika ab 1930 langsam zu uns. Wikipedia beschreibt Brunch als eine Zusammensetzung von „breakfast“ und „lunch“. Er beginnt am Vormittag und dehnt sich bis in den frühen Nachmittag aus.
Mit Kindern
Zurück zu unserem Brunch heute: Dieser zeitlich geführte Brunch hilft vor allem Kindern, sich aus der großen Auswahl am Buffet zu bedienen. Kinder sind willkommen; es gibt sogar preislich Vergünstigungen. Aus der Beobachtung heraus (ich bin selbst Mutter von zwei Kindern, heute allerdings ohne unterwegs) – sage ich allerdings: Kinder ab ca. 10 Jahren würden sich in einer kleinen Gruppe Gleichaltriger wohler fühlen, vielleicht auch unter dem Motto „heute sind wir eine feine Gesellschaft“. Familien mit kleineren Kindern rate ich zum Brunch in der Scheune – mit direktem Zugang zum Garten – und genauso leckerem Brunch. Entspannt Eltern und Kinder ;-).
Zum Genießen
Nun zum Essen: Ich beginne mit der kalten Vorspeise – ein Fest für die Sinne! Auf dem Foto oben eine kleine Auswahl der verschiedenen Köstlichkeiten. Anschließend genießen wir eine herrlich geschmackvolle Karottensuppe, serviert am Tisch.
Sehr angenehm finde ich es, zwischen den Gängen im Garten flanieren zu dürfen. An diesem sonnigen Tag besonders schön, auch wenn es zwischen den alten Wänden nicht zu heiß wird. Was mich persönlich begeistert: Keine Clubbändchen oder Stempel – volles Vertrauen! Denn gezahlt wird erst zum Schluss.
Zum Hauptgericht dürfen wir aus vier Varianten wählen: Fisch, Fleisch, Geflügel oder vegetarisch. Am Buffet ausgegeben. Ich wähle Wildlachs mit Zitronennote, mediterranem, knackigem Gemüse und Reis – sehr lecker! Leider verpassen wir das Dessert, da die Termine drängen und wir hier abbrechen müssen. Doch wir kommen wieder!
Binden Sie Ihre Kinder ein, dann haben Sie eine tolle Feier. Hört sich selbstverständlich an, doch Kinder sollen bei Hochzeiten, Jubiläen und ähnlichen formellen Feiern oft nur eines: ruhig sein und nicht stören. Kinder wollen jedoch auch gute Gäste und nicht abgeschoben sein. Lesen Sie hier einige Vorschläge, wie Sie die Kinder integrieren.
Gerade sitze ich hier am Tisch, gedankenversunken, ein Strauß Tulpen in gelb und rosa, schön dekoriert mit transparenter Tischdecke und Kerze, vor mir, die Sonne lacht vom strahlend blauen Himmel durch mein großes Fenster hinein. Im Radio sagen sie was von Traumhochzeit – diese Bilder habe ich gleich vor Augen. Herzlichen Glückwunsch auch an Kate zur Geburt ihres dritten Kindes, Louis Arthur Charles. Zwei Geschwister hat er, George und Charlotte. Da wird es auch in der royalen Familie ab und zu wild hergehen :-). Die drei Kleinen werden größer, sie werden an zeremoniellen Empfängen teilnehmen. Schon im Kindergarten gibt es dazu die ersten Umgangsformen und Tischmanieren zu lernen. Neben den Empfängen werden sie sicher – wie alle anderen Kinder auch – Gäste bei Geburtstagsfeiern, Jubiläen oder Hochzeiten sein. Eines haben sie gemeinsam: Sie sind Kinder mit eigenen Persönlichkeiten.
Der Aperitif
Zurück zur Hochzeit: Eine wunderschöne Braut im romantischen weißen Hochzeitskleid, der Bräutigam elegant im Frack. Ein hübsches Paar, wie sie so am Sektempfang im Garten stehen, die Blumen blühen und die Sonne lacht mit ihnen um die Wette. Die Kinder, die meisten im Grundschulalter, einige schon in der Unterstufe, sind fröhlich. Sie begrüßen und beglückwünschen das Brautpaar formvollendet. Gut gemacht. Jetzt der Aperitif. Die Kinder bekommen ein Sektglas mit Orangensaft und halten es gekonnt am Stil. In diesem Kreis hat das Brautpaar als Gastgeber bestimmt schon am eigenen Glas genippt, da dürfen die Kinder auch gleich einen Schluck nehmen. Nun stehen die Erwachsenen in Grüppchen zusammen und unterhalten sich.
Was fühlen die Kinder?
Meine Gedanken wenden sich den Kindern zu: Wie fühlen die sich eigentlich auf solchen Feierlichkeiten? Ich bin kein Psychologe, doch meine Beobachtungen und Erfahrungen zeigen mir: Sie fühlen sich schnell gelangweilt, überfordert und abgeschoben: Ruhig sein, nicht auffallen, Fragen werden mit „nicht jetzt“ beantwortet usw. Was passiert? Viele werden „auffällig“, machen Quatsch oder werden frech. Liegt es nicht auch ein bisschen an uns Erwachsenen? Schon Adolph Freiherr von Knigge erkannte zu seiner Zeit im Umgang mit Kindern: „Lass Dich herab […] zu dem Tone, der ihnen nach ihrem Alter verständlich ist!“ (Zitat aus seinem Buch „Über den Umgang mit Menschen“, 1790, S. 135 im Nachdruck 2015)
Kinderfreundliche Ideen
Wie können wir es besser machen, so dass sich auch die Kinder auf einer solchen Feier wohl fühlen? Hier lesen Sie einige persönliche Ideen, die selbstverständlich gerne im Kommentarfeld erweitert werden können:
Einbinden in den Smalltalk beim Aperitif – auch Kinder haben etwas zu erzählen.
Selbst einen Beitrag an die Hauptpersonen vorbereiten und präsentieren lassen
Einen Spielbereich einrichten, dazu Spiele, Bastel-und Malsachen etc. bereit stellen
Aus der Familie einen Teenie engagieren, der mit den Kindern spielt
Bei ausreichend Budget eine professionelle Kinderbetreuung engagieren
Kinderessen bei jedem Gang anbieten, falls die Kinder noch sehr jung sind
Bloß kein Kindertisch
Der Aperitif ist beendet, jetzt geht es zur aufwändig, fein gedeckten Tafel. Selbstverständlich essen die Kinder bei Ihren Eltern bzw. neben den Erwachsenen am Tisch mit. Ich lehne einen separaten Kindertisch ab; aus eigener Erfahrung weiß ich, dass sich Kinder dann ziemlich abgeschoben vorkommen – nicht gut genug, um bei den „Großen“ mitzuessen.
Ab dem Grundschulalter können Kinder schließlich ordentlich am Tisch sitzen, mit Besteck umgehen und geräuschlos essen und trinken. Die Kleinsten dürfen natürlich im Hochstuhl sitzen und sich bei Tisch auch mal „was erlauben“ ;-).
Mit Messer und Gabel essen
Bereits ab 3 Jahren können Kinder selbständig mit Löffel und Gabel essen, wie die Experten der BZgA in der Infografik dokumentieren. Sobald das Kind mit der Schere gut umgehen kann, ist es auch bereit, mit dem Messer das Essen zu schneiden. Bei meinen Kindern war das ab 5 Jahren der Fall, doch jedes Kind ist anders. Ich meine, ab 6 Jahren können alle Kinder selbständig mit Messer und Gabel essen.
In diesem Alter leuchtet es den Kindern auch ein, das einmal berührte Besteck nicht mehr auf den Tisch zu legen. Schließlich entsteht so eine „Soßenbrücke“, über die die Soße wunderbar auf das Tischtuch wandert und dabei das ganze Messer verschmiert. Sollte es keine Soße geben, ist die „Ameisenbrücke“ sehr bildhaft: Die kleinen Tiere werden, angelockt vom Essensduft, das schräge Messer als Brücke benutzen… Wie auch immer, am Ende versteht jedes Kind: Wenn ich fertig bin, lege ich das Besteck parallel auf meinen Teller.
Umgangsformen und Tischmanieren
Kürzlich hörte ich auf einer Veranstaltung eine Mutter sagen, ihr seien die üblichen Tischmanieren für ihre noch jungen Kinder gar nicht wichtig, nur rülpsen kann sie nicht haben! Ich denke hier anders: Schließlich prägen wir in jungen Jahren das Ess- und Trinkverhalten, genauso wie alle anderen Verhaltensweisen im Umgang miteinander auch. Und später kommen das erste geschäftliche Essen mit dem Chef oder das erste Date bestimmt. Da haben diejenigen einen großen Vorteil, die schon die grundlegenden Fertigkeiten und Verhaltensweisen unseres Kulturkreises am Tisch beherrschen. Denn schlechte Angewohnheiten lassen sich nur schwer wieder abgewöhnen, das wissen wir alle.
Bieten wir den Kindern also die Chance, sich in der Gesellschaft souverän zu verhalten, indem sie sich die respektvollen Umgangsformen und die üblichen Tischmanieren von uns abschauen. Da wir Eltern oftmals überzeugender wirken, wenn auch andere Personen dies erklären, gibt es am 30.06.18 eine gute Möglichkeit für alle Kinder von 8 – 12 Jahren: „Hilfe, ich bin eingeladen!“ Hier können die Kinder Umgangsformen und aktuelle Tischmanieren lernen und anwenden.
Ausgestattet mit den zeitgemäßen Umgangsformen und Tischmanieren, altersgerecht eingesetzt, werden Kinder in der Gesellschaft ihren Platz finden, nicht nur auf einer formellen Feier.
Ich freue mich, wenn Sie mir über Ihre Erfahrungen mit Kindern bei formellen Feiern und am Tisch berichten.